03 Oktober 2012

Kalte Füße - zum Glück



Heute Morgen war ich zum zweiten Mal nach einem halben Jahr Pause mal wieder im Wald joggen, natürlich barfuß, und natürlich bekam ich kalte Füße und über alle drei Aspekte war ich heilfroh. Dass es einfach klasse ist, barfuß auf Sandwegen im Wald zu joggen, versteht sich von selbst. Die Sache mit den kalten Füßen muss vielleicht erklärt werden, und sie erklärte sich am besten, wenn der/die geneigte LeserIn sich vorstellte, was es bedeutet, nach einem faulen, genußvollen Sommer mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften wieder mit dem Training zu beginnen [*1].

Es ist anstrengend. Nicht so anstrengend wie das Laufen mit Schuhen, aber troppsdem. Und natürlich habe ich geschwitzt wie ... [*2] einer, der sich sehr anstrengt. Wer ein paar andere Artikel auf diesem Blog aufmerksam gelesen hat, weiß, was jetzt kommt: Wie glücklich war und bin ich, dass unsere Füße (zusammen mit Kopf und Händen) Wärmetauscher sind! Wenn ich mir vorstelle, wie gewaltig der ohnehin üppige Wärmeüberschuss meines Körpers gewesen wäre, wenn meine Füße heute Morgen in fette Nikes verpackt gewesen wären, graut es mir. Stattdessen patschten sie frei und fröhlich durch nassen aber festen, 10 °C kalten Sand und ebensolches Gras, die Zehen irgendwann knallrot, was bedeutet, dass die Wärmeabfuhr via Blutkreislauf auf Hochtouren lief.

Natürlich fühlt man die Kälte. Ist doch klar. Aber das tun wir auch, extremer sogar, wenn wir barhändig Schneebälle formen. Entscheidend ist, dass die Temperatur des Gesamtsystems nicht zu sehr abfällt und dass es nicht an einzelnen Punkten zu dauerhaften Temperaturen unter 0 °C kommt, denn das führte zu Erfrierungen.

Nee, die - gerade in Nicht-Sommer-Zeiten beliebte - Frage "Ist das nicht (zu) kalt?" ist ziemlich schnell beantwortet: "Wenn der Rest warm ist, sei es durch Klamotten oder Bewegung, gewiss nicht."

Ich unterstütze die in mannigfacher Literatur geäußerte Annahme, dass uns im Hinblick auf unsere Füße schlicht ein völlig schräges, unnatürliches  Temperaturempfinden anerzogen worden ist. Wenn man ein Leben lang permanent warme Füße hat, dann registriert das Hirn eine Abweichung von dieser Norm verständlicherweise als eine Sensation. Isses aber nicht. Vergleiche Hände. Das Gleiche gilt doch für das Druckempfinden unserer Füße. Auch da ist die Überempfindlichkeit nur anerzogen. Füße halten was aus. Auch dazu sind sie evolutionär angepasst.


(via wiki commons)



[*1]  Ich scheue davor zurück, meine morgendliche Tätigkeit als "Joggen" zu bezeichnen und bevorzuge den Begriff "Trotten" - auch, weil er die Frage nach vergleichbaren Zeiten, Strecken und Streckenzeiten verunmöglicht. Meine Leistungen im Joggen sind mit den Adjektiven "unvergleichlich" und "unbeschreiblich" hinreichend qualifiziert, und mehr möchte ich dazu nicht sagen, außer vielleicht, dass ich mir immerhin Mühe gebe und es schon ganz schön toll von mir finde, nach so langer Zeit den inneren Schweinehund zu besiegen und überhaupt wieder mit dem Arsch hochzukommen.


[*2] Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ergänzen "...ein Schwein", aber Schweine können nicht schwitzen.