27 Juni 2005

Warum ich nicht barfuß in die Stadt gehe

In die Stadt gehe ich zum Shoppen oder um ganz schnell was zu erledigen. In beiden Fällen bin ich nicht aufmerksam „im Hier und Jetzt“, sondern abgelenkt und / oder hektisch. Und Barfüßer wissen, was an Glassplittern, Hundekacke, Kaugummiresten, Altöl und Teer in unseren Städten rumliegt. Außerdem finde ich es eklig, wenn Leute auf den Boden rotzen.

Ich behaupte, dass unsere Städte schönere Orte wären, wenn sie sich am Kriterium der Barfußtauglichkeit messen lassen müssten.

Eine Utopie? Ja, sicher. Aber nicht die Schlechteste.

22 Juni 2005

Wohlfühlen = Erotik = Fetischismus?


Die familienfreundliche Definition von Fußfetischismus könnte lauten: „Es gibt Leute, für die es ein tolles Gefühl ist, von anderer Leute Füsse berührt zu werden oder sich Bilder von Füssen anderer Leute anzusehen.“

(Man beachte, wie elegant diese Definition die Wortfelder „Erotik“, „sexuelle Fixierung“ und v.a. „Tiefenpsychologie“ umschifft. Was für ein Glück! Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder würden hier solche Begriffe aufschnappen, und anschließend fragen „Papa/Mama, was ist eigentlich ‚Tiefenpsychologie’?“)



1. Frage: Was hat Barfußlaufen mit Fußfetischismus zu tun?

1. Antwort: Überhaupt nichts. Soweit ich weiß, richtet sich die Fixierung des Fußfetischisten ja gerade nicht auf dessen eigene Füsse.

2. Frage: Was hat Barfußlaufen ganz allgemein mit Erotik zu tun?

2.a Kurze Antwort: Überhaupt nichts.

2.b Lange Antwort: Das hängt davon ab, wie frau/man Erotik definiert. FKKler oder Saunabesucher wissen, dass es da ziemlich unerotisch zugeht, obwohl alle nackt rumlaufen, besser gesagt: weil Nacktsein da etwas völlig Normales ist. Wer so lange barfuß rumläuft, dass es Normalität ist, versteht die ganze Frage eigentlich nicht mehr.

In den äußerst prüden vergangenen Jahrhunderten war es für weite Teile der ärmeren Landbevölkerung grundsätzlich normal, barfuß zu laufen. Hätte es in dem Zusammenhang einen Hauch Erotik gegeben, wäre die allmächtige Kirche mit Sicherheit dagegen aktiv geworden.

Andererseits kann ich aus eigenem Erleben bestätigen, dass es ein barfüßiger Waldspaziergang viele „tolle Gefühle“ beschert, wenn man z.B. über kühle Moospolster, über sonnengewärmte Holzstämme oder durch moorige Passagen des Waldweges geht. Ich hege tiefstes Bedauern gegenüber den Leuten, die so was noch nie erlebt haben. Wenn diese „tollen Gefühle“ mit "Erotik" gleichgesetzt werden - bitteschön. Ich nenne es eine weitere Dimension der Wahrnehmung, gleichrangig mit Sehen, Hören, Riechen.

Und wo „tolles Gefühl“ aufhört und „Erotik“ anfängt, das möge doch bitte Jede/r für sich selbst entscheiden. Aber sagt’s mir nicht, denn es interessiert mich nicht. Ich habe schon lange aufgehört, mir über leere Worthülsen den Kopf zu zerbrechen.

M.

20 Juni 2005

Verletzungsgefahr

Wenn frau/man barfuß läuft, muß man/frau aufpassen, wohin frau/man tritt.

Punkt.

Gleich kommen noch ein paar „ABERs“, doch zuvor:

Jawohl, es stimmt. Es gibt alle die Gefahren, von denen man so häufig liest, hört oder Gerüchte aufschnappt. Wespen und Bienen hocken im Klee und löcken ihren Stachel. Glasscherben liegen allerorts. Am Sandstrand lauert die hinterhältige Muschelscherbe, auf dem Waldweg der verborgene scharfkantige Stein. Der fette Nachbar in der Straßenbahn stößt uns den metallverstärkten Absatz auf den Spann, und im trauten Heim droht die verruchte Heftzwecke.

ABER 1

Der barfuß-trainierte Fuß entwickelt eine Lederhaut (bitte nicht mit Hornhaut verwechseln), die etwas dicker, v.a. aber flexibler ist, als beim schuhgewohnten Fuß. Die Frage nach den Gefahren, auf Bienen und Wespen zu treten, beantworten geübte Barfüßer mit einem Schulterzucken und der Bemerkung: „Das arme Tier täte mir leid…“

ABER 2

Die Füsse passen zunehmend auf sich selbst auf. Das findet natürlich im Wesentlichen im Kopf statt, aber da wird es zunehmend unbewußt. Barfußläufer denken eben nicht mehr bewusst: „Huh, da liegen spitze Steine, tritt nicht drauf.“, sondern sie gehen automatisch drumrum.

ABER 3

Wir lernen mit zunehmender Praxis des Barfußlaufens wieder, Signale von der Fußsohle unverzüglich umzusetzen. Da sich der gesamte Bewegungsablauf beim Gehen ändert, wenn wir barfuß laufen (Stichwort Ballengang - dazu an anderer Stelle vielleicht mehr) führt eine Information wie „spitzer Stein“ dazu, dass der Fuß mit leicht veränderter Schwerpunktverteilung aufsetzt und so Schäden vermeidet. Diese feinen Variationen sind mit Schuhen gar nicht möglich.

ABER 4

Ich habe sehr viel Achtsamkeit gelernt, seit ich barfuß laufe, und das ist gut so! Ich bin notwendigerweise „im Hier und Jetzt“, wie Buddhisten es ausdrücken. Mein Geist kann nicht mehr „wie ein Eichhörnchen im Käfig“ (Howard Fast) hin und herspringen, und das beschert mir eine wunderbare Ruhe. Ein barfüßiger Waldspaziergang entspannt mich wie … äh … etwas sehr, sehr Entspannendes

ABER 5

Ich suche mir Bereiche, in denen Barfußlaufen mit relativ geringem Risiko möglich ist. Inzwischen könnte ich Landkarten zeichnen, in denen barfußtaugliche Gebiete von den untauglichen unterschieden werden. Erstaunlicherweise sind die barfußtauglichen Gebiete mit jenen identisch, die ich immer schon gemocht habe. Dreckige Städte und Bahnhofsklos gehören nicht dazu. Ich stelle außerdem fest, dass es Gebiete gibt, in denen zwar das Verletzungsrisiko gering ist, wo aber die Leute auf nervige Weise intolerant reagieren. Das wären ebenfalls Bereiche meiner Welt, die ich ja meiden kann. In der Konsequenz halte ich mich als Barfüßer immer mehr in Bereichen auf, die irgendwie kuschelig sind und bin immer mehr umgeben von Leuten, die sympathischerweise so eine harmlose Macke völlig o.k. finden.

16 Juni 2005

Schuhwerbung

Für wie dämlich halten uns die Schuhhersteller eigentlich, wenn sie versuchen, uns davon zu überzeugen, dass der menschliche Fuß auf künstliche Stützen angewiesen ist? Insbesondere Hersteller von Sportschuhen wollen uns weismachen, dass Laufen gesundheitsschädlich ist, wenn es nicht in ihren sauteuren Produkten geschieht.

Ein paar Fakten aus der menschlichen Evolution: Homo sapiens ist ein Tier der Savanne. Als biologische Art sind wir Dauerläufer. Dafür gibt es Befunde. Es gibt keine Befunde dafür, dass unsere baumlebenden Vorfahren erst die Schuhe erfunden haben, bevor sie sich zum zweifüßigen Gang entschliessen konnten. Wir sind nach wie vor barfüßige Dauerläufer.

Ich weiss nicht, seit wann es Schuhe (im weitesten Sinne) gibt, aber evolutionär betrachtet spielen sie keine Rolle. Das Tragen von Schuhen hat keine Auswirkung auf unseren Genpool haben können, weil es - phylogenetisch betrachtet - vor zu kurzer Zeit zur Mode geworden ist.

Wenn die Schuhhersteller dagegen halten, dass wir "zivilisierten" (ach, Du Scheisse) Menschen aber nun mal mit Schuhen aufgewachsen seien, dass folglich unsere Muskeln, Bänder und Knochen so schlaff und unsere Sohlen so empfindlich geworden seien, dass sie - ontogenetisch betrachtet - jetzt eben Schuhe bräuchten, dann fällt mir nur die Analogie ein, dass man Alkoholabhängigen künftig anstelle einer Kur auch besser die tägliche Dosis Sprit verabreichen sollte, weil sie sich so daran gewöhnt haben...

Es gibt ganz klare Profit-Interessen, denen das Barfußlaufen entgegensteht. Und da wir in einer Gesellschaft leben, in der Profit der letztendliche Maßstab für Alles ist, haben wir, glaube ich, auch gerade einen Grund gefunden, warum Barfußlaufen total vernünftig ist und trotzdem nicht in vernünftigem Maße praktiziert wird. (s. Eingangsartikel "Realitäten entstehen im Kopf")

M.

Klar: Barfußlaufen führt zur Blasenentzündung

Kindheitserinnerung: Das wesentlichste Argument der elterlichen Fürsorge gegen das Barfußlaufen war: Die Gefahr der Blasenentzündung!!!

Sobald ich eine ungefähre Vorstellung von der Anordnung der Organe im menschlichen Körper erwarb, wurde ich skeptisch, weil ich mehr oder weniger bewußt Folgendes überlegte:

1. Nackte Füsse können im Sommer auf, sagen wir 15 - 20 °C abkühlen (z.B. beim Baden oder in der Nacht).

2. Bei winterlichen Schneeballschlachten kühlen die Hände auf wesentlich niedrigere Werte herunter, da man ja bekanntermaßen mit Handschuhen keine vernünftigen Schneebälle formen kann und folglich stundenlang mit nackten Händen im Schnee wühlt.

3. Wenn nackte Füsse bei den genannten sommerlichen Temperaturen zu einer Blasenentzündung führen, dann müssen nackte Hände bei viel niedrigeneren Temperaturen unausweichlich zu einer Lungenentzündung führen, da Hände ja den Lungen näher sind, als Füsse der Blase.

(Inzwischen weiß ich, dass der kälteste Körperteil die Nase ist und müsste mit kindlicher Naivität fragen, warum nackte Nasen nicht zur Hirnhautentzündung führen.)

Weil seinerzeit entsprechende Rückfragen seitens der Erwachsenenwelt mit eher unbefriedigenden Auskünften beantwortet wurden, bastelte ich mir damals eine Theorie zurecht, nach der es neben Adern und Nerven in unseren Beinen wohl auch spezielle Leitungen zum Kältetransport von den Füssen zur Blase geben müsse. (Das klingt wie eine Anekdote, ist aber wahr!)

Ich habe inzwischen ein Biologiestudium erfolgreich abgeschlossen und bin mir ziemlich sicher, dass es diese Leitungen nicht gibt. Deshalb habe ich meine kindliche Hypothese überarbeitet: Blasenentzündungen entstehen, wenn der untere Teil des Torsos auskühlt. Das passiert z.B. bei zu leichter Bekleidung.

Dazu ein Experiment:

Versuchsperson A zieht sich im Winter schön warm an und unternimmt einen langen Barfußspaziergang im Wald. (ACHTUNG: Erfrierungen können ab +5 °C einsetzen, also bloß nicht übertreiben!)

Versuchsperson B macht den selben Spaziergang mit freiem Unterkörper, aber mit Moonboots an den Füssen.

Ergebnis:

Versuchsperson A berichtet, dass ihr wohlig warm sei. Die Füsse seien (spätestens nach ein paar Minuten) so phantastisch durchblutet, dass es richtig Spaß mache. Für den Rest des Tages braucht sie keine Socken und Schuhe mehr, weil die Wärme in den Füssen noch lange anhält.

Versuchsperson B berichtet gar nichts, weil wir diesen Teil des Versuchs aus gesundheitlichen und v.a. ästhetischen Gründen nicht durchgeführt haben. Wir haben aber hinreichend Anlass zur Vermutung, dass es B und nicht A wäre, die sich die Blasenentzündung eingefangen hätte.


M.

Ausdauernder als ein Pferd


Ohne störendes Schuhwerk können wir eine Fortbewegungstechnik (wiedererlernen und) anwenden, die so ökonomisch ist, dass wir ausdauernder als Pferde laufen können.

Mit Schuhen benutzen nur einen geringen Teil der verfügbaren Muskelgruppen - und den äußerst unökonomisch: Keine Chance mit einem Pferd mitzuhalten.

(Details: www.biokinematik.de, 24. KW 2005)


M.

15 Juni 2005

Meine Rückenschmerzen sind weg!

Seit ich regelmäßig und immer mehr barfuß laufe, habe ich keine Rückenschmerzen mehr. Ohne Schuhe setzen wir beim Gehen mehr und andere Muskelgruppen ein. Das hat einen positiven Effekt auf wesentliche Teile des muskulären Systems.

Dreck ist nicht gleich Dreck

Natürlich bekommt man beim Barfußlaufen dreckige Füsse. Das meiste davon läßt sich aber mit erstaunlicher Leichtigkeit abwaschen.

Unangenehme Ausnahmen: Öl, Teer, Kaugummireste etc. - erstaunlicherweise sind es die von Menschen verursachten Stoffe, die den/die BF nerven. Ich nenne das "Stadtdreck" - im Gegegensatz zum "Naturdreck" wie Sand, Erde, Staub.

In der freien Wildbahn sind nur Schnecken eklig. Ihren Schleim kann man mit Waschbenzin entfernen.

M.

Ihr Arzt empfiehlt...


Es gibt keine humanmedizinische Fachrichtung, in der Barfußlaufen nicht grundsätzlich als gesundheitsfördernd empfohlen wird.

Einschränkungen gibt es nur im Hinblick auf bereits bestehende Krankheitsbilder (z.B. Diabetes) und zu beachtende Sicherheitsaspekte.



M.

Barfußlaufen ist hygienischer als in Schuhe tragen.


Telefonhörer und PC-Tastaturen enthalten mehr Keime als das vielzitierte Bahnhofsklo.


Warum hört man trotzdem selten von Handpilzen, während Fußpilz ein weitverbreitetes Problem ist? (Übrigens nicht bei mir, wie einige vermutet haben!)

Weil das feucht-warme Ambiente des Schuhs ideale Wachstumsbedingungen für Pilze darstellt.

Außerdem tummeln sich auf unseren Händen viele verschiedene Pilzarten, aber sie können sich nicht entwickeln, weil sie sich gegenseitig den Garaus machen und unsere Hände außerdem trockener und kühler sind als eingepackte Füsse.

Seit ich gewohnheitsmäßig barfuß laufe, fühle ich mich unsauber, wenn ich dann doch mal Schuhe tragen muß.

Dazu das geniale Zitat:

"Wenn Sie wissen wollen, warum ich barfuß laufe, riechen Sie doch abends mal an Ihren Socken!"

M.