16 Mai 2019

Was man draus macht.


Gestern kurz eine liebe, junge Familie besucht, in der Schuhetragen der individuellen Willensbildung unterworfen ist, was natürlicherweise bedeutet, dass die meisten Familienmitglieder, v.a. die drei- bzw. fünfjährigen Kiddos eigentlich immer barfuß laufen. Beeindruckt hat mich die an sich völlig unauffällige Szene, in der das Fünfjährige sich ganz beiläufig einen kleinen Holzsplitter aus der Fußsohle zupfte und dabei ganz ruhig weiterredete. Auch die Eltern reagierten tiefentspannt, d.h. gar nicht.

Um es vorsichtig auszudrücken: Ich kenne auch Familien, in denen so ein Splitter ein Riesen-Bohei verursacht hätte: Heulendes Kind und panikende Eltern in unentrinnbarem Aufschaukelungskreis.

Was will uns das sagen?

Eigentlich nix Neues: Körperwahrnehmung ist Erziehungssache. Und Gewöhnungssache.

Wenn überhaupt noch jemand meine Schuhlosigkeit befragt, dann geht es stets freundlich und positiv zugewandt in die Richtung "Ist das nicht zu kalt?" bzw. "Tut das nicht weh?" Und ich versuche stets zu erklären, dass man selbstverständlich intensivere Temperatur- und Druckreize empfängt, als beim Schuhetragen, dass aber unsere Verarbeitungssysteme diese Reize immer weniger als sensationell oder alarmierend werten.

Spätestens beim Beispiel epischer Schneeballschlachten, bei denen man ja auch stundenlang mit nackten Händen im eiskalten Schnee wühlt, verstehen die Leute: Ja, man spürt die Kälte an den Händen, hat aber nicht das Gefühl zu frieren.

Holzsplitter nervt, man zieht ihn raus, fertig. So einfach.





(verändert)

Jaja, sieht kompliziert aus. Isses aber gar nicht.