12 Juli 2005

Versuch einer Erklärung, warum Leute trotz besseren Wissens auf Schuhen bestehen

Dieser Weblog soll ja die Frage untersuchen, warum wir häufig nicht so handeln, wie unsere Vernunft es empfiehlt. Dazu habe ich folgenden Zufallsfund anzubieten. (Quellenangabe wir nachgereicht, sobald ich sie wiedergefunden habe.)

1.
Nehmen Sie einen Käfig mit fünf Affen. Hängen Sie eine Banane an die Käfigdecke und stellen Sie eine Stufenleiter darunter. Es wird nun nicht lange dauern, bevor ein Affe versuchen wird, die Leiter zu erklimmen um an die Banane zu kommen.

2.
Sobald der Affe die Leiter berührt, besprühen Sie alle Affen mit kaltem Wasser. Nach einer Weile wird ein anderer Affe versuchen, auf die Leiter zu steigen, mit dem selben Resultat. Alle Affen werden mit kaltem Wasser besprüht.

3.
Stellen Sie das kalte Wasser nun ab. Falls später ein anderer Affe versuchen sollte, die Leiter zu erklimmen, wird er von den anderen Affen zurückgehalten werden, obwohl sie diesmal nicht besprüht werden.

4.
Nehmen sie nun einen der Affen aus dem Käfig und ersetzen sie ihn durch einen neuen Affen. Der neue Affe sieht die Banane und wird versuchen, sie über die Leiter zu erreichen. Zu seinem Horror wird er von allen anderen Affen angegriffen. Noch ein Versuch und noch ein Angriff machen ihm klar, daß er beim Versuch die Banane zu erreichen, verhauen wird.

5.
Als nächstes nehmen Sie einen weiteren der ursprünglichen Affen aus dem Käfig und ersetzen ihn durch einen neuen Affen. Der Neue geht zur Leiter und wird sofort attackiert. Der zuletzt angekommene Neuling nimmt enthusiastisch an der Attacke teil.

6.
Nehmen Sie nun noch einen der ursprünglichen Affen aus dem Käfig und ersetzen Sie ihn wieder durch einen neuen. Dasselbe Spiel wiederholt sich. Der Neue versucht an die Banane zu kommen und wird verprügelt. Zwei der vier Affen haben keine Idee warum es ihnen nicht erlaubt war, die Banane zu holen oder weshalb sie an der Verprügelung des neuesten Affen teilnahmen.

7.
Nachdem Sie nun auch den vierten und fünften Affen ausgetauscht haben, ist keiner der ursprünglich anwesenden, mit kaltem Wasser besprühten Affen, mehr vorhanden. Trotzdem wird keiner der Affen je wieder versuchen, die Leiter zu erklimmen.
Warum nicht?


WEIL WIR DAS HIER SCHON IMMER SO GEMACHT HABEN!



M.

Barfuß-Werbung


Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viel Werbung über „Barfuss“ gemacht wird? Möbel, Bodenbeläge, Textilien von jeder Farbe und jeder Art, Kosmetika, Körperpflegemittel, Versicherungen u.v.a.m. werden mit barfüßigen Models beiderlei Geschlechts beworben. Dabei signalisiert die Barfüssigkeit Freiheit, insbesondere Emanzipation von überkommenen Sozialnormen, Naturverbundenheit, Gemütlichkeit, Kuscheligkeit, Gesundheit, Wellness.

Die Werbeleute sind alles andere als doof: Sie wissen, worauf Leute abfahren. Daher können wir aus der üppigen Werbung umgekehrt schließen: Barfuss ist im obengenannten Sinne in den Köpfen der Leute absolut positiv besetzt, andernfalls wäre es keine Werbebotschaft.

Was uns zu der Frage führt: Wenn es so viele Menschen so toll finden – warum tut es dann kaum jemand?

04 Juli 2005

Schwachsinn

Ich bin ziemlich sauer. Dieser Blog sollte eigentlich familienfreundlich sein und gleichzeitig über die Vorzüge möglichst ungehemmten Barfußlaufens aufklären. Jetzt kam doch tatsächlich einer mit der idiotischen Aussage, der Verzicht auf Schuhe habe etwas mit Lust am Schmerz und Ausgeliefertsein (Masochismus) zu tun. Das soll hier natürlich nicht unwidersprochen stehen bleiben, zumal es auf dem Hobby-Barfuss-Forum auch immer mal wieder anklingt.

Ich verweise auf folgende Analogien:

1. Motorradfahrer verzichten (verglichen mit Pkw-Fahrern) auf die Hälfte der Räder, ein solides Dach, einen Seitenaufprallschutz, sinnvollen Kofferraum etc. Für diesen Verzicht nehmen sie sogar erhebliche Kosten und Unbequemlichkeiten in Kauf. Dafür erhalten sie: ein erhöhtes Verletzungsrisiko und Ausgeliefertsein an Regen, Hitze, Kälte, Dreck und andere Verkehrsteilnehmer.

Fragen Sie dochmal einen Motorradfahrer, ob er mit seinem Hobby insgeheim masochistische Lüste auslebt. Sieht sich Ihre Testperson noch in der Tradition der Rocker der 1960er, kriegen Sie umgehend was auf’s Maul, vielleicht ergänzt durch die Frage „Du stehtst selbst auf Schmerzen, wa?“. Der zivilisierte Motorradfahrer wird hingegen konzedieren, dass sein Hobby verglichen mit dem Autofahren ein erhöhtes Risiko mit sich bringt, dass er aber alle Maßnahmen ergriffe, dieses Risiko auf ein vertretbares Maß zu minimieren. Anschließend wird er schwärmen über Dinge wie Fahrspaß, Freiheit und Naturnähe.

2. Segelflieger, Drachenflieger, Fallschirmspringer verzichten ganz bewusst auf wesentliche Teile eines „normalen“ Flugzeugs und liefern sich ganz bewusst intensiver den Naturgewalten aus, als in einem „richtigen“ Flugzeug. Masochisten? Fragen Sie sie! Begriffe wie Spaß, Freiheit und Naturnähe tauchen garantiert wieder auf.

3. Sportler jeder olympischen und nicht-olympischen Disziplin: Lust auf Schmerz? Oder denkt der Leichtathlet vielleicht „Ich liebe das Hochreck, weil, wenn ich da so rumhänge, fühle ich mich herrlich ausgeliefert!“

4. Heimwerker („Ich hau mir ganz gern mal mipm Hammer aufn Finger…“)

5. usw. usw.


Hoimar von Dithfurt hat es mal sinngemäß so formuliert: „In der Psychoanalyse ist Vieles an den Haaren herbeigezogen – meistens an den Schamhaaren.“

Für die Langsamversteher: Barfußlaufen hat nichts mit Masochismus zu tun, weil es normalerweise gar nicht wehtut. Es ist aus verschiedenen Gründen einfach nur normal schön – genau wie Motorradfahren, Segelfliegen und Heimwerken.

Ich würde mich freuen, wenn ich damit die weniger familienfreundlichen Themen auf diesem Blog abschließen könnte.