18 April 2013

Postscriptum mit Nebenwirkungen




Holla, die Waldfee! Das ganz unschuldig-beiläufige PS unter dem letzten Posting enthält, wie auch die Spontan-Kommentare von anonym und lizzy beweisen, ungeahnt reichlich Zunder, nämlich die Frage, wann zwischen früher und heute das Barfußlaufen in den Köpfen der Menschen zu etwas wurde, was "man nicht tut".

Ich versuche mal, den Fragenkomplex aufzudröseln:

  • Es geht um alltäglich-normales Barfußlaufen bei Erwachsenen in Mitteleuropa, also nicht um Schwimmbad-, Sauna-, Strand-, Wellness- etc.-Situationen, nicht um kindliches Barfußlaufen und nicht um die kluge, natürliche Barfüßigkeit z.B. afrikanischer, australischer oder südamerikanischer Ureinwohner.
  • Gesucht werden historisch möglichst späte Dokumente, in denen Schuhlosigkeit als normalste und vernünftigste Sache angesehen wird [*1] sowie
  • historisch möglichst frühe Dokumente, aus denen eine Ablehnung plausibel ablesbar ist.
Auf diese Weise könnte möglicherweise eine Epoche eingegrenzt werden, in der die Akzeptanz der Barfüßigkeit gekippt ist. Wenn dem so wäre, könnte man als nächstes versuchen herauszufinden, wer zu jener Zeit mit welchem Benefit ein Interesse daran gehabt haben könnte.

Für Tipps, Tricks, Hinweise und Mithilfe wäre ich sehr dankbar!


(verändert via wiki commons)
 Total normal: Sailor, 18. Jahrhundert

 

[*1] Das wird richtig schwer, denn Selbstverständliches wird nicht oft expressiv verbis erwähnt [*2]. Aber Bilder von Crews der Segelschiffe des frühe 19. Jahrhunderts, Bauern etc. wären vielleicht auch hilfreich.


[*2] außer von Plittikörrn und anderen egomanischen Klugscheißern.




 

17 April 2013

Blöde Sache


Zum Wochenenende sollen die Temperaturen wieder sinken, mag sein. Aber deshalb wieder Schuhe und Socken anziehen, da die ersehnte Barfußsaison gerade erst angefangen hat? Och nöö.


Merke: Was beim Barfußlaufen blöd ist, ist, dass, wenn  einmal angefangen, man kaum gewillt ist, damit wieder aufzuhören.

Es ist wie mit der Vernunft. Hinter "Sapere aude!" geht man auch nicht mehr freiwillig zurück, wenn man einmal damit angefangen hat.




(A. Mantegna, 1461, via wiki commons)

Du kannst z.B. nicht mehr an Christi Himmelfahrt als fotografierbares Ereignis glauben, nachdem Du Kant gelesen hat. 

PS:
Interessant an dem Bild ist übrigens, dass alle barfuß rumlaufen. Hätte man so ein Bild in eine schwerst-katholische italiensiche Kapelle gehängt, wenn "barfuß" was mit Erotik zu tun hätte? Nächste Frage: Wenn Barfußlaufen damals normal war, was ist zwischen 1461 und 2013 eigentlich passiert, dass es das heute nicht mehr ist?


 

15 April 2013

Auf geht's




Viel zu spät beginnt die Zeit, in der mensch in Nordmitteleuropa vernünftigerweise auf Hand- und Fußschuhe verzichten kann und sollte.

Ich weiß, ich habe lange keine neuen Themen mehr für diesen Blog gehabt. Das liegt einfach daran, dass ich die medizinischen und wissenschaftlichen Aspekte hier leidlich hinreichend beschrieben habe, die soziologischen und erkenntnistheoretischen Themen ums Barfußlaufen wenn auch nicht auf- so doch angedröselt habe und jetzt eigentlich immer nur wiederholen könnte, wie genial das Gefühl des Barfußlaufens ist, was aber blöd wäre, denn richtig verstehen täte das nur, wer's selbst ausprobierte, und wer's ausprobierte, brauchte keine Beschreibung.

Aber dieses persönliche Gutgefühl nudelt sich auch ab. Man vergleiche es mit dem Autofahren: Sobald man den Lappen und ein erstes Automobil sein eigen nennt, ist die Faszination groß. 33 Jahre später ist Autofahren immer noch eine selbstverständliche Option, die man nicht missen mag, aber man ruft nicht mehr jeden Arbeitstagsmorgen "Tschakkkaaaa!", wenn man sich per Vierrad auf den Weg zur Arbeit macht. 

Troppsdem freue ich mich natürlich, dass die "gute Jahreszeit" [*1] jetzt wieder beginnt.



 (Lenbach: Hirtenknabe, 1860, via wiki commons)
"Free your feet, your mind will follow"
(Society for Barefoot Living)




[*1] Goethe, "Dichtung und Wahrheit", irgendwo am Anfang.