"Unsere Schuhe, die wir tragen, sind ein Kapitel für sich. Der moderne Großstadtmensch, der beinahe nur bekleidete Füße zu Gesicht bekommt, bildet sich ein, der Fuß habe die gleiche Form wie der Schuh. Er sucht sich die Schuhe aus, die er schön findet. Man wird unglücklicherweise in modernen Schuhgeschäften mittels Röntgendurchleuchtung davon überzeugt, wie gut der Fuß in den Schuh passt, wobei man aber nie das Durchleuchtungsbild des unbekleideten Fußes zum Vergleich daneben zeigt.
Der völlig normale Fuß ist nur da zu sehen, wo ausschließlich barfuß gelaufen wird, nämlich bei den Naturvölkern. Über deren schwebend elastischen und schönen Gang haben wir uns schon oft freuen dürfen. Beim Barfußgehen werden die vier letzten Zehen doppelt oder sogar dreimal so kräftig entwickelt wie beim Gehen in Fußbekleidung. Darum kann nicht oft und energisch genug darauf hingewiesen werden, dass man so viel wie möglich barfuß gehen sollte. Nur so wird der Fuß wenigstens einigermaßen normal und arbeitsfähig erhalten bleiben. Besonders Kinder sollten den ganzen Sommer über barfuß laufen.
Dass durch ungeeignete Fußbekleidung überall Hühneraugen, Hautverhärtungen, schiefe und oft eingewachsene Nägel entstehen und dass die Haut der Füße nicht genügend ausdünsten kann, sei nur am Rande vermerkt. Auch aus diesem Grunde sollte möglichst viel barfuß gelaufen werden."
ursprünglich aus: Guido Möring: ABC des Hausarztes; Herder; 1970; S. 135-136
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