28 Januar 2012

Geahnte Zusammenhänge




Was in fundamentalistischen Zurück-ins-Mittelalter-Gesellschaften, seien sie christlich, islamisch, nationalistisch oder sonstwas, in Sachen Bekleidungsnormen abgeht, ist natürlich äußerst bedrückend.

Aber je genauer ich die Sache betrachte, um so mehr komme ich zu dem Schluss, dass uns dort in hoch konzentrierter Form jene Dinge begegnen, die in homöopathischer Verdünnung auch im, ach, so toleranten Mitteleuropa wirksam sind. Ein staatlicher Burkha-Zwang im Islam ist überhaupt nicht mit dem augenzwinkernden Normenverstoß eines hiesigen Barfüssers zu vergleichen. Aber die Prozesse der Entstehung und Tradierung dieser Normen sind - so vermute ich - auf gleiche Grundmuster zurückzuführen. Welche sind das?

Spannende Frage!


                 Wie und warum entstehen Bekleidungsnormen?
                 Wie und warum werden sie weitergegeben?


Bundesarchiv via wiki commons

09 Januar 2012

Selbstzitat, sorry




Eigentlich wollte ich meine Blogs nicht vermischen, aber hier ist ein Thema, das auch für die Barfuß-Frage relevant ist.







Offenbar heikel



Holla, die Waldfee, wenn man sich auf des Barefoot-Professors Blog einmal anschaut, wie im prüden Ami-Land die Diskussionen geführt werden ... Das ist das Niveau von Drei-Wort-Sätzen. (Dass der gute Daniel Howell sich an so einem Geschwurbel überhaupt abarbeitet, ist vielleicht auch keine gute Idee vom ihm.)

Aber folgender Absatz hat mich aufhorchen lassen:

"What is it about bare feet that ignites people so? Mrs. Ford went on to speculate, “Maybe some sexual nuance that escapes me?” I don’t know if that’s the answer (because it escapes me, too), but clearly there’s something. If most of the world has a secret foot fetish it might at least explain the fear religious folks have for baring them. Perhaps passions are aroused because the feet are so sensitive to touch, but then so are the fingers and lips but we have no qualms about exposing those."

Ich glaube, ich muss diesen, meinen Blog doch wieder richtig aufleben lassen, denn die Kernfrage, warum Barfußlaufen für manche Menschen nicht Normalität ist, ist wahrlich noch nicht beantwortet. Da muss ich nochmal ran. Ich vermute, dass wir eine Menge über unsere Gesellschaft lernen können, wenn wir die Widersprüchlichkeiten in diesem Thema dingfest machen.

Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, gute Vorsätze für 2012 zu fassen.









01 Januar 2012

ABC des Hausarztes

Das folgende Zitat erhielt ich via bix. Vielen Dank, bix.

"Unsere Schuhe, die wir tragen, sind ein Kapitel für sich. Der moderne Großstadtmensch, der beinahe nur bekleidete Füße zu Gesicht bekommt, bildet sich ein, der Fuß habe die gleiche Form wie der Schuh. Er sucht sich die Schuhe aus, die er schön findet. Man wird unglücklicherweise in modernen Schuhgeschäften mittels Röntgendurchleuchtung davon überzeugt, wie gut der Fuß in den Schuh passt, wobei man aber nie das Durchleuchtungsbild des unbekleideten Fußes zum Vergleich daneben zeigt.
Der völlig normale Fuß ist nur da zu sehen, wo ausschließlich barfuß gelaufen wird, nämlich bei den Naturvölkern. Über deren schwebend elastischen und schönen Gang haben wir uns schon oft freuen dürfen. Beim Barfußgehen werden die vier letzten Zehen doppelt oder sogar dreimal so kräftig entwickelt wie beim Gehen in Fußbekleidung. Darum kann nicht oft und energisch genug darauf hingewiesen werden, dass man so viel wie möglich barfuß gehen sollte. Nur so wird der Fuß wenigstens einigermaßen normal und arbeitsfähig erhalten bleiben. Besonders Kinder sollten den ganzen Sommer über barfuß laufen.
Dass durch ungeeignete Fußbekleidung überall Hühneraugen, Hautverhärtungen, schiefe und oft eingewachsene Nägel entstehen und dass die Haut der Füße nicht genügend ausdünsten kann, sei nur am Rande vermerkt. Auch aus diesem Grunde sollte möglichst viel barfuß gelaufen werden."
ursprünglich aus: Guido Möring: ABC des Hausarztes; Herder; 1970; S. 135-136