16 Juni 2005

Klar: Barfußlaufen führt zur Blasenentzündung

Kindheitserinnerung: Das wesentlichste Argument der elterlichen Fürsorge gegen das Barfußlaufen war: Die Gefahr der Blasenentzündung!!!

Sobald ich eine ungefähre Vorstellung von der Anordnung der Organe im menschlichen Körper erwarb, wurde ich skeptisch, weil ich mehr oder weniger bewußt Folgendes überlegte:

1. Nackte Füsse können im Sommer auf, sagen wir 15 - 20 °C abkühlen (z.B. beim Baden oder in der Nacht).

2. Bei winterlichen Schneeballschlachten kühlen die Hände auf wesentlich niedrigere Werte herunter, da man ja bekanntermaßen mit Handschuhen keine vernünftigen Schneebälle formen kann und folglich stundenlang mit nackten Händen im Schnee wühlt.

3. Wenn nackte Füsse bei den genannten sommerlichen Temperaturen zu einer Blasenentzündung führen, dann müssen nackte Hände bei viel niedrigeneren Temperaturen unausweichlich zu einer Lungenentzündung führen, da Hände ja den Lungen näher sind, als Füsse der Blase.

(Inzwischen weiß ich, dass der kälteste Körperteil die Nase ist und müsste mit kindlicher Naivität fragen, warum nackte Nasen nicht zur Hirnhautentzündung führen.)

Weil seinerzeit entsprechende Rückfragen seitens der Erwachsenenwelt mit eher unbefriedigenden Auskünften beantwortet wurden, bastelte ich mir damals eine Theorie zurecht, nach der es neben Adern und Nerven in unseren Beinen wohl auch spezielle Leitungen zum Kältetransport von den Füssen zur Blase geben müsse. (Das klingt wie eine Anekdote, ist aber wahr!)

Ich habe inzwischen ein Biologiestudium erfolgreich abgeschlossen und bin mir ziemlich sicher, dass es diese Leitungen nicht gibt. Deshalb habe ich meine kindliche Hypothese überarbeitet: Blasenentzündungen entstehen, wenn der untere Teil des Torsos auskühlt. Das passiert z.B. bei zu leichter Bekleidung.

Dazu ein Experiment:

Versuchsperson A zieht sich im Winter schön warm an und unternimmt einen langen Barfußspaziergang im Wald. (ACHTUNG: Erfrierungen können ab +5 °C einsetzen, also bloß nicht übertreiben!)

Versuchsperson B macht den selben Spaziergang mit freiem Unterkörper, aber mit Moonboots an den Füssen.

Ergebnis:

Versuchsperson A berichtet, dass ihr wohlig warm sei. Die Füsse seien (spätestens nach ein paar Minuten) so phantastisch durchblutet, dass es richtig Spaß mache. Für den Rest des Tages braucht sie keine Socken und Schuhe mehr, weil die Wärme in den Füssen noch lange anhält.

Versuchsperson B berichtet gar nichts, weil wir diesen Teil des Versuchs aus gesundheitlichen und v.a. ästhetischen Gründen nicht durchgeführt haben. Wir haben aber hinreichend Anlass zur Vermutung, dass es B und nicht A wäre, die sich die Blasenentzündung eingefangen hätte.


M.

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