Wenn frau/man barfuß läuft, muß man/frau aufpassen, wohin frau/man tritt.
Punkt.
Gleich kommen noch ein paar „ABERs“, doch zuvor:
Jawohl, es stimmt. Es gibt alle die Gefahren, von denen man so häufig liest, hört oder Gerüchte aufschnappt. Wespen und Bienen hocken im Klee und löcken ihren Stachel. Glasscherben liegen allerorts. Am Sandstrand lauert die hinterhältige Muschelscherbe, auf dem Waldweg der verborgene scharfkantige Stein. Der fette Nachbar in der Straßenbahn stößt uns den metallverstärkten Absatz auf den Spann, und im trauten Heim droht die verruchte Heftzwecke.
ABER 1
Der barfuß-trainierte Fuß entwickelt eine Lederhaut (bitte nicht mit Hornhaut verwechseln), die etwas dicker, v.a. aber flexibler ist, als beim schuhgewohnten Fuß. Die Frage nach den Gefahren, auf Bienen und Wespen zu treten, beantworten geübte Barfüßer mit einem Schulterzucken und der Bemerkung: „Das arme Tier täte mir leid…“
ABER 2
Die Füsse passen zunehmend auf sich selbst auf. Das findet natürlich im Wesentlichen im Kopf statt, aber da wird es zunehmend unbewußt. Barfußläufer denken eben nicht mehr bewusst: „Huh, da liegen spitze Steine, tritt nicht drauf.“, sondern sie gehen automatisch drumrum.
ABER 3
Wir lernen mit zunehmender Praxis des Barfußlaufens wieder, Signale von der Fußsohle unverzüglich umzusetzen. Da sich der gesamte Bewegungsablauf beim Gehen ändert, wenn wir barfuß laufen (Stichwort Ballengang - dazu an anderer Stelle vielleicht mehr) führt eine Information wie „spitzer Stein“ dazu, dass der Fuß mit leicht veränderter Schwerpunktverteilung aufsetzt und so Schäden vermeidet. Diese feinen Variationen sind mit Schuhen gar nicht möglich.
ABER 4
Ich habe sehr viel Achtsamkeit gelernt, seit ich barfuß laufe, und das ist gut so! Ich bin notwendigerweise „im Hier und Jetzt“, wie Buddhisten es ausdrücken. Mein Geist kann nicht mehr „wie ein Eichhörnchen im Käfig“ (Howard Fast) hin und herspringen, und das beschert mir eine wunderbare Ruhe. Ein barfüßiger Waldspaziergang entspannt mich wie … äh … etwas sehr, sehr Entspannendes
ABER 5
Ich suche mir Bereiche, in denen Barfußlaufen mit relativ geringem Risiko möglich ist. Inzwischen könnte ich Landkarten zeichnen, in denen barfußtaugliche Gebiete von den untauglichen unterschieden werden. Erstaunlicherweise sind die barfußtauglichen Gebiete mit jenen identisch, die ich immer schon gemocht habe. Dreckige Städte und Bahnhofsklos gehören nicht dazu. Ich stelle außerdem fest, dass es Gebiete gibt, in denen zwar das Verletzungsrisiko gering ist, wo aber die Leute auf nervige Weise intolerant reagieren. Das wären ebenfalls Bereiche meiner Welt, die ich ja meiden kann. In der Konsequenz halte ich mich als Barfüßer immer mehr in Bereichen auf, die irgendwie kuschelig sind und bin immer mehr umgeben von Leuten, die sympathischerweise so eine harmlose Macke völlig o.k. finden.
3 Kommentare:
Schön, dass hier wieder was passiert. Freu mich drauf wieder mehr zu lesen, das steckt mich hoffentlich auch wieder an, mal wieder barfuss raus zu gehen
Zwischen 5 und 10 °C ist meine "Zweifelszone" ;-)
Als ich neulich darauf angesprochen wurde, ich könnte ja in etwas hineintreten, gab ich zurück, daß man das meiste wieder abwaschen kann (Ein Aha-Gesicht mir gegenüber). Was nicht mehr abzuwaschen geht, schloß ich an, dafür hat der Arzt Skalpell, Nadel und Faden. (ein Oh!-Gesicht mir gegenüber) Ist mir in den ganzen Jahren aber noch nicht passiert, weil man als Barfußläufer einen ganz anderen Blick auf die Umwelt hat, denn als Schuhträger, erläuterte ich den ertaunten Gesicht mir gegenüber.
der Bulli
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