08 März 2017

Beim Barfußlaufen geht's überhaupt nicht ums Barfußlaufen


Mit zunehmendem Befremden schaue ich gelegentlich auf internationale und deutschsprachige Barfuß-Foren und -Blogs. Da wird reichlich missioniert und überreichlich verglichen, wer in welchen Situationen und unter was für Umständen wo barfuß läuft, und mehr oder weniger ist zwischen den Zeilen zu lesen, dass das Ideal der 24/7/365 von 90° N bis 90° S-Barefooter ist.

Seltsame Sache, das.

Warum sollte es mich interessieren, ob andere Leute barfuß laufen? Warum sollte ich versuchen, andere Leute davon zu überzeugen? Die physiologischen und hygienischen Argumente für möglichst schuhloses Leben sind tausendfach genannt, sie sind valide und sie sind nachlesbar. Ausprobieren und dann entscheiden muss Jede/r für sich selbst. Da kann man doch nicht drängen und werben und schubsen.

Etwas anderes ist es, wenn beispielsweise hirntote SUV-Zombies, profitgeile Konzerne und konsumsüchtige Mittelstandskrampen unsere Umwelt kaputt machen. Dann geht es mich was an, da kann und darf ich eine Verhaltensänderung einfordern. Aber ob Einer Schuhe trägt ... ?

Spannend ist doch nur die Frage, warum eine Kulturtechnik, die, "wissenschaftlich erwiesen!!!", jenseits aller Zweifel gesund und also vernunftgemäß ist und die obendrein auch noch angenehm ist und Spaß macht, sich nicht durchsetzt.

Der öffentliche Diskurs über das Barfußlaufen kann sinnvollerweise nur ein kritischer Diskurs über Sozialnormen sein. Das je individuelle Barfußlaufen interessiert kein Schwein.





(verändert via wiki commons)
Der letzte Satz stimmt so nicht: Dieses barfüßige und obendrein vollkommen nackte, schlafende Schwein hat sich gewiß schon so seine Gedanken zur "gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit" gemacht, das ist mal sicher!









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